In den Sommerferien 2021 trafen wir uns mit der Schulleiterin Frau Kiesewetter und der Musiklehrerin Frau Lüdtke von der musikalischen Grundschule Geschwenda. Gabriel erzählte von der Audanika App, die er entwickelt. Es entstand die Idee, eine Audanika Ergänzungsstunde anzubieten und so ein innovatives Musikangebot für den Unterricht zu gestalten. Parallel dazu fanden Gespräche mit weiteren Schulen statt. Die Europaschule Marlishausen konnte als zweite Schule gewonnen werden.
In September 2021 besuchte uns unsere Landrätin Frau Petra Enders. Bei dem Besuch erzählten wir unter anderem auch von dem Zusammenspiel von Tönen in einem Musikstück und von den Parallelen, welche wir zu dem sozialen Zusammenleben von Menschen in einer Gesellschaft sehen. Frau Enders empfahl uns, das Bundesprojekt „Demokratie leben“ zu bewerben. Dies taten wir erfolgreich. Und so starteten mit Unterstützung durch Kantor Peter Harder die ersten Audanika Workshops in der Grundschule Geschwenda, der Europaschule Marlishausen sowie der Ev. Kirchgemeinde Gräfenroda-Geschwenda.
Im Spätsommer 2021 fanden auch Gespräche mit der Musikstiftung Barbara Weidinger sowie dem Musiktherapeuten Dr. Markus Sommerer statt. Gegenstand der Gespräche war der Einsatz von digitalen Musikinstrumenten im Kontext der Gewaltprävention mit Musik. Als Ergebnis dieser Gespräche erklärte sich die Musikstiftung Barbara Weidinger bereit, Dr. Markus Sommerer ein einjähriges Stipendium zu finanzieren, über das er in Kooperation mit der Hochschule für Musik in Nürnberg die Audanika für das gewaltpräventive Musizieren in größeren Gruppen erforschen konnte. Ein wichtiger Bestandteil dieses Stipendiums sollte ab Januar 2022 die pädagogische-therapeutische Begleitung des »Bach statt Krach« Projekts werden.
Damit die Kinder ein klares Ziel vor Augen haben konnten, also genau wissen, für wen oder was sie komponieren, führten wir im November 2021 ein ergebnisoffenes Gespräch mit dem Arnstädter Theaterintendanten Oliver Meier. Zu den gewaltpräventiven Aspekten der Projektziele gehörte klar, dass die Komponistenkinder Wertschätzung in Form einer Präsentation vor Publikum erfahren sollen. Der Spielplan für die Saison 2022 sollte wenige Tage nach unserem Gespräch gedruckt werden. Trotzdem vereinbarte Oliver Meier mit uns, Bach statt Krach als Konzertevent an dem noch freien Sonntag unmittelbar vor den Thüringer Schulferien, dem 10. Juli 2022, durchzuführen und so den Kindern ein einmaliges Bühnenerlebnis zu ermöglichen. Im schönen Theater im Arnstädter Schlossgarten wurden schon Musicals zu Johann Sebastian Bachs Biografie uraufgeführt. Für unser Projekt gab es demnach keine geeignetere Kulturstätte.
Im ersten Schritt ging es nun ab Januar 2022 darum, den Grundschülern zu zeigen, wie sie mit der Audanika komponieren können. Grundlegende kompositorische Elemente wie das Motiv, Phrase, Periode und Satz wurden eingeführt. Die Kinder lernten so, aus kleineren musikalischen Einheiten größere Muster zu bauen. Auch probierten wir eigens entwickelte Notationsformen aus, so die „Planeten-Notation“ oder die „Schnürsenkelnotation“. Auch das Niederschreiben der rhythmischen Struktur war ein Bestandteil der Workshops.
Wir wollten den Kindern so schnell wie möglich einen Eindruck geben, was aus ihren Kompositionen werden kann, wenn sie von echten Profimusikern gespielt werden. Und so entstand der Kontakt zu Christoph Hempel und Jörg Reddin. Christoph Hempel ist Geigenlehrer an der Musikschule Arnstadt-Ilmenau und auch Leiter des Kammerorchesters der Musikschule. Jörg Reddin ist Kreiskantor und Organist an der Bachkirche in Arnstadt. Christoph Hempel spielte erste Kompositionen der Kinder eigenhändig auf Cello, Bratsche und Geige ein. Jörg Reddin spielte sie auf der Orgel der Bachkirche. Die Kinder wurden durch die so entstandenen Aufnahmen motiviert, alles zu geben.
Christoph Hempel wiederum brachte uns mit seinem Kollegen Marco Onofri in Kontakt. Marco Onofri ist nicht nur Geigenlehrer, sondern auch studierter Komponist. Schon nach kurzer Zeit ist Marco Onofri für das Projekt begeistert. Weitere Unterstützung erhalten wir von Björn-Helmer Schmidt, dem Leiter der Musikschule Arnstadt-Ilmenau, sowie Jochen Hille, dem Standortleiter Ilmenau. Diese ermöglichen es zudem, dass Räumlichkeiten für Proben zur Verfügung stehen, dass Marco Onofri die Unterrichtsstunden in den Grundschulen besuchen und so den Kindern schon beim Komponieren mit Rat und Tat zur Seite stehen darf.
Die nächste Herausforderung war die Formierung eines Profi-Orchesters, welches die Kinderkompositionen spielen sollte. Auch hier unterstützten uns Christoph Hempel und Marco Onofri tatkräftig. Marco Onofri erklärte sich bereit, die instrumentale Grundsicherung mit seinem Trio S.O.S. Triolando zu übernehmen. Zudem gewann er das Jugendorchester Capella Juventa Ilmenau für den Auftritt. Zusammen mit Jörg Reddin und Spielern des Kammerorchesters musizierten am Ende zweiundzwanzig Orchestermusiker mit insgesamt fünfundzwanzig Audanikaspielern.
Schon im Frühjahr 2022 begannen wir damit, gemeinsame Proben mit Kindern und Orchester durchzuführen. Möglich wurde das durch Christoph Hempel, welcher dafür sorgte, dass die Audanikaspieler an der freitags stattfindenden Kammerorchesterprobe teilnehmen konnten. Die Kinder erlebten zum ersten Mal, wie großartig der Klang eines echten Orchesters ist. Auch wenn noch viel Übungsbedarf besteht: Alle freuen sich auf den gemeinsamen Auftritt. Zwei weitere Proben im Theater folgen. Viele Details der Tontechnik, der Bühnenaufteilung usw. werden geklärt.
Parallel zu den intensiven Vorbereitungen des Auftritts fanden schon regelmäßig Gespräche mit Björn-Helmer Schmidt statt, dem Leiter der Musikschule Arnstadt-Ilmenau. Herr Schmidt interessierte sich für die Hintergründe des Projektes, ließ sich sowohl die Diplomarbeit von David Gatzsche als auch die Doktorarbeit von Gabriel Gatzsche geben. Aus den Gesprächen wird deutlich, dass die Erfahrungen aus Bach statt Krach in die Entwicklung eines fundierten pädagogischen Konzeptes in Kooperation mit einer Hochschule münden sollten.
Am Mittwoch, dem 29. Juni, also etwa zwei Wochen vor dem Konzert, trafen sich erstmalig alle Beteiligten am Aufführungsort, dem Theater im Schlossgarten in Arnstadt. Engagierte Eltern aus Geschwenda sowie Erzieherinnen aus der Europaschule Marlishausen begleiteten die Kinder nach der Schule mit dem Bus ins Theater. Unter der musikalischen Anleitung von Dr. Markus Sommerer teilen sich je ein Schüler aus Marlishausen und Geschwenda ein iPad. Schon bald werden aus Fremden geschätzte Musizierpartner. Im Saal stimmte Marco Onofri indessen das Orchester ein, das die Kompositionen der Kinder probt. Zum Ende der Hauptprobe traten die Audanikaspieler auf die Bühne. Das nun über 40-köpfige Orchester, bestehend aus digitalen und analogen Instrumenten, spielte hier erstmalig gemeinsam Beethovens Europahymne.
Am letzten Sonntag vor den Thüringer Schulferien, dem 10. Juli 2022, erreichten die Kinder endlich ihr großes Ziel. Kurz nach 16 Uhr tritt nur ein einziges Grundschulmädchen allein auf die Bühne. Alles ist still und dunkel. Sie berührt den Bildschirm des Tablets. Ein G-Dur Dreiklang erklingt. Ein zweites Kind tritt hinzu und spielt einen dazu passenden Klang. Es folgen die Musikschüler und die Profis mit ihren jeweiligen Instrumenten. Nach und nach baut sich so die gesamte Formation auf und erzeugt gemeinsam mit den Audanikaspielern einen riesigen Raumklang. Ein Schüler aus Marlishausen, der bis vor einem dreiviertel Jahr noch nie ein Musikinstrument in den Händen gehalten hatte, rundet die Eingangszeremonie mit einem Solo der „Bach statt Krach Titelmelodie“ ab, zwei Schülerinnen schließlich winken als Dirigentinnen das Intro ab.
Mit je einem Soloauftritt stimmten die Profis vom S.O.S. Triolando und die Capella Juventa das Publikum hervorragend auf das Kommende ein. Kurz vor der Prämiere der Kinderwerke spielten die Musikschüler und die Profis nun auch mit dem Bachkirchenorganisten Jörg Reddin gemeinsam die „Air“ von Johann Sebastian Bach. Um den Eltern, Politikern, Lehrern und Theaterliebhabern im Publikum einen Zugang zu ihren Werken zu verschaffen, stellte jedes Kind bzw. jede Komponistengruppe sich und ihre Gedanken vor, die sie zu ihrer Komposition motiviert hatten. Dabei wurden sie interviewt durch Markus Sommerer und Jonas Lepper. Gleich im Anschluss dieser Vorstellung erklang die jeweilige Komposition erstmals vor dem Publikum. Zum Schluss das große Finale! Die Komposition „Ferienfahrt nach Usedom“ wurde vom Orchester und den Grundschülern aus Geschwenda gemeinsam gespielt. Ganz zum Schluss traten auch die Marlishäuser Kinder als Musiker auf die Bühne, und alle spielten gemeinsam die Europahymne zum Abschluss dieses gelungenen Abends. Als Dank gibt es stehende Ovationen.
Wir danken den entschlossenen Jungen und Mädchen aus den Grundschulen Marlishausen und Geschwenda, die so mutig waren, etwas für sie komplett Neues auszuprobieren. "Ihr habt uns mit Euren Auftritten Gänsehaut bereitet!" Allen Eltern sei gedankt, dass sie den Kindern die Teilnahme an den Nachmittagsworkshops, den Probentagen in der Musikschule und im Theater und bei den Zwischenauftritten auf diversen Dorffesten sowie letztendlich beim finalen Auftritt im Theater ermöglicht haben.
Ganz lieben Dank auch an die Horterzieherin Jana Tatzel und die Praktikantin Lea Hain von der Europaschule Marlishausen! Ihr habt mit großem persönlichem Einsatz den gesamten Prozess, begonnen bei den ersten Proben im Schulhort bis hin zur Aufführung im Theater, von der ersten bis zur letzten Minute unterstützt. Ebenso danken wir der Schulleiterin Bärbel Wilhelm sowohl für die professionelle Begleitung als auch für die räumlich optimalen Bedingungen. So standen den Kindern jeden Mittwochnachmittag mehrere Räume zur Verfügung. Dort konnten sie in Ruhe komponieren.
Dank gilt auch Claudia Kiesewetter, Leiterin der Musikalischen Grundschule Geschwenda, sowie der Musiklehrerin Katrin Lüdtke! Frau Kiesewetter hat als erste Schulleiterin uns die Türen geöffnet und es ermöglicht, dass uns mit Frau Lüdkte eine erfahrene und engagierte Musiklehrerin von Anfang an zur Seite stand.
Größter Dank gilt Marco Onofri! Marco Onofri saß viele Nächte lang am Rechner und verwandelte die Kompositionen der Kinder in professionelle Orchester-Partituren. Darüber hinaus formierte er ein Orchester aus Musikschülern und Vereinsmitgliedern der Capella Juventa Ilmenau. Er überzeugte sein Trio S.O.S. Triolando, als Profis die Werke der Kinder zu spielen, und leitete zudem alle Proben sowie das finale Konzert als Dirigent.
Ganz herzlich danken wir Christoph Hempel für die Ermutigung, Audanika und Orchester gemeinsam spielen zu lassen! Er öffnete sein Kammerorchester und machte es möglich, dass Audanikaspieler mit Kindern des Kammerorchesters erstmals gemeinsam üben konnten. Auch stellte er wichtige Kontakte innerhalb der Musikschule her.
Dem Leiter der Kreismusikschule Arnstadt-Ilmenau, Björn-Helmer Schmidt, gilt ebenfalls Dank! Er ermutigte uns in vielen Gesprächen, schärfte unser Bewusstsein für wichtige Details und trug so wesentlich zu dem letztendlichen Erfolg des Projektes bei. Darüber hinaus ermöglichte er es, dass sein Mitarbeiter Marco Onofri Teile seiner Arbeitszeit für das Projekt einsetzen konnte . Ebenso danken wir Jochen Hille, dem Leiter des Standorts Ilmenau, dafür, dass die ersten Proben in Ilmenau stattfinden konnten. Auch stellte er Räumlichkeiten für die Audanikaspieler zur Verfügung.
Wir danken dem Intendanten des Theaters im Schlossgarten, Oliver Meier! Er hat Bach statt Krach in den Spielplan seines wunderschönen Theaters aufgenommen. Besser kann man die Arbeit der Kinder und aller Beteiligten nicht wertschätzen. Dank gilt auch dem Technik-Team im Theater. Insgesamt 28 Audiokanäle, mehrere Mikrofone und die Lichttechnik funktionierten einwandfrei.
Vielen Dank an die Musikstiftung Babara Weidinger, allen voran Hans Weidinger und Katrin Lehr. Diese haben es durch ein Stipendium ermöglicht, dass Dr. Markus Sommerer ein Jahr den Einsatz von digitalen Medien für die Gewaltprävention mit Musik erforschen konnte. Dank gilt auch der Hochschule für Musik Nürnberg, an der Markus Sommerer sein Stipendium ausführen durfte.
Ebenso danken wir der Pianistin Franziska Steinecke, dem extra aus Norwegen angereisten Geigenvirtuosen Geir Håkon Seljlied und Marco Onofri. Als Trio S.O.S. Triolando waren diese Profimusiker Garant für großartige Klänge.
Herzlich Dank auch an Jörg Reddin! Als Kreiskantor und Organist hat er die erste fertige Kinderkomposition an der Wender Orgel in Arnstadt gespielt, jener Orgel, die Johann Sebastian Bach im Jahre 1703 abgenommen hat. Das Video davon hat die Kinder im Workshop zu Höchstleistungen motiviert. Mit dem Cembalo hat er sanfte barocke Klänge in die Aufführung hineingebracht.